INTERVIEW „Ein System kann nur gesprengt werden, wenn seine Außengrenzen starr sind“

Das System Berufsbildungswerk ist seit einigen Jahren mit neuen Herausforderungen konfrontiert.
Jugendliche und ihre Bedarfe ändern sich und der Corona-Lockdown erfordern neue Konzepte.
Dazu sprach „Die Berufliche Rehabilitation“ mit Patrick Burkard, Bereichsleiter Medizin / Therapie /
Psychologie-Psychiatrie im Berufsbildungswerk Neckargemünd. 

Sie sind seit 1. Januar 2019 im BBW Neckargemünd und waren vorher Leiter einer Reha-Klinik
für suchterkrankte Menschen. Was ist für Sie das Positivste, was Sie mit ihrer neuen Aufgabe erfahren haben? Was sind die
Unterschiede zum BBW?

Als positiv empfinde ich die Chance, junge Menschen in einer frühen Phase ihrer Lebensentwicklung als Erwachsene so unterstützen zu können, dass sie ihrem Leben eine entscheidende Wende geben können. In meiner vorherigen Arbeit in der Reha-Klinik hatten ich es hingegen mit Menschen zu tun, die aufgrund eines oft langwierigen und chronifizierten Krankheitsverlaufs bereits an einem Tiefpunkt ihres Lebensweges angekommen waren. Für viele dieser Menschen war die Reha so etwas wie die letzte Chance, wieder in ein geregeltes Leben zurückkehren zu können. Nicht allen ist das gelungen. In der Reha-Klinik zeigte sich oft, dass bereits in der Kindheit und Jugend hoch problematische Entwicklungsbedingungen
vorlagen: Prekäres soziales Milieu, Sucht oder psychische Erkrankung der Eltern, eigene Erkrankungen, die nicht ernst genommen oder nicht behandelt wurden, körperliche und seelische Gewalterfahrungen, traumatische Ereignisse. Einige hatten Schicksalsschläge, wie Unfälle oder Verluste von wichtigen Menschen erlebt, die nie aufgearbeitet wurden. Allen Patienten gemeinsam war, dass ihre Probleme nicht frühzeitig erkannt oder nicht ernst genug genommen wurden. In der Klinik haben wir sprichwörtlich versucht, den Scherbenhaufen eines zerbrochenen Lebensentwurfs wieder mühsam zusammenzusetzen. Dabei spielte die berufliche Perspektive eine ganz zentrale Rolle. Nur zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt. Das ist im Berufsbildungswerk anders. Hier können wir sehr viel früher die Weichen der jungen Menschen neu justieren und damit spätere problematische Entwicklungen verhindern. Sie lernen im BBW, ihre Beeinträchtigungen zu überwinden und den für sie passenden Beruf zu finden, der ihnen einen Sinn gibt und Perspektiven bietet.
Das wiederum hilft dabei, psychische Belastungen zu bewältigen und im Gleichgewicht zu bleiben, sowohl beruflich als auch gesundheitlich. 

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Das Interview ist erschienen in "Die berufliche Rehabilitation", Heft 1 2021.