Erfahrungsaustausch im BMAS Corona ein Booster für Digitalisierung? 16.03.2022

Die Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation standen mit Beginn der Coronapandemie von einem Tag auf den anderen vor großen Herausforderungen. Aus dem Stehgreif mussten neue Formen des persönlichen Kontaktes gefunden, Unterricht über Videokonferenzen organisiert und digitale Lerngruppen eingerichtet werden. Was gelang gut, was lief weniger optimal? Darüber tauschten sich rund 200 Praktiker*innen aus BBW, BFW, BTZ und WfbM am 14. März bei einer Veranstaltung des BMAS aus.

Tobias Schmidt, BAG BBW-Vorsitzender, bei seiner Begrüßung.

Dr. Annette Tabbara, Abteilungsleiterin des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, begrüßte die Teilnehmenden an den Bildschirmen und machte deutlich, wie wichtig es sei, dass die Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation voneinander lernen und miteinander ins Gespräch kommen. Sie fand dabei viele lobende Worte für deren Arbeit in den vergangenen zwei Jahren: „Die Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation haben vor Ort viel gestemmt, das ist mir und den Kolleg*innen im BMAS sehr eindrucksvoll klar geworden“.

Bei Besuchen in den Einrichtungen sei immer wieder deutlich geworden, dass nicht nur die Beschäftigten in die digitale Arbeitswelt mitgenommen werden mussten, sondern auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Beeinträchtigungen. „Sie mussten schnell Wege finden, Menschen mit Behinderung den schulischen Lernstoff auf einer Weise nahe zu bringen, die bis dahin kaum erprobt war. Sie mussten Wege finden, praktischen Lernstoff zu vermitteln ohne Schüler vor Ort anleiten zu können und Kontakt zu halten sowie die gesundheitlichen Probleme aus der Ferne zu begleiten“. Die Veranstaltung solle die Möglichkeit bieten, über den Tellerrand zu schauen und über gute Ideen und Unterrichtskonzepte zu sprechen. Gemeinsam voneinander lernen und Erfahrungen teilen seien die Ziele des Fachaustauschs: „Wir wollen den Digitalisierungsschub, den die Pandemie gebracht hat, für etwas Gutes nutzen, nämlich die beruflichen Rehabilitationsangebote zu verbessern und die Menschen gut in Arbeit zu bringen“, betonte Tabbara.

Tobias Schmidt, Vorstandsvorsitzender der BAG BBW, hob zum Auftakt hervor, dass es für die BBW von Anfang an „wichtig war, den Teilnehmenden im Blick zu haben und niemanden zurückzulassen“. Er wies darauf hin, dass mancherorts die digitale Infrastruktur und technische Ausstattung fehlte und unterstrich die Forderung nach Investitionen in eine moderne Rehabilitation, von denen auch außerbetriebliche Ausbildungsstätten wie BBW profitieren. 

In einer Podiumsdiskussion zum Abschluss der Veranstaltung machte Tanja Ergin, Geschäftsführerin der BAG BBW noch einmal deutlich, dass Digitalisierung nicht zum Sparmodell werden darf: „Ich warne die Kostenträger davor, mit digitalen Angeboten in der Rehabilitation Kosten einsparen zu können. Digitale Angebote können immer nur ergänzend sein und müssen auf den Jugendlichen mit Behinderung passgenau ausgerichtet sein. Die bisher erreichte Qualität und Wirksamkeit der Rehabilitation darf nicht gefährdet werden“. Zudem dürfe die Politik die Leistungserbringer bei der Digitalisierung nicht alleine lassen. Dazu seien fest planbaren Budgets nötig.