Im Dialog BAG BBW im Gespräch mit Jürgen Dusel 11.04.2022

Ein viertel Jahr ist Jürgen Dusel jetzt in seiner 2. Amtszeit als Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen tätig. Was sind die Schwerpunkte dieser Amtszeit? In welchen Punkten gibt es Schnittmengen mit der BAG BBW? Darüber tauschten sich Tobias Schmidt, Vorstandsvorsitzender der BAG BBW und Tanja Ergin, Geschäftsführerin der BAG BBW, kürzlich mit Jürgen Dusel in einem virtuellen Gespräch aus.

Dusel verwies zum Auftakt auf die 6 Schwerpunkte, die er in den Mittelpunkt seiner 2. Amtszeit stellen will. Dazu gehört unter anderem auch die Teilhabe am Arbeitsleben. „Da sehe ich Sie als Verbündete, weil Sie ja die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den BBW intensiv vorbereiten auf den Arbeitsmarkt“, betonte der Behindertenbeauftragte.

Im Vordergrund des informativen Gesprächs stand vor allem die Forderung der BAG BBW nach einem Digitalpakt für berufliche Bildung. Die Politik dürfe die Berufsbildungswerke bei der Digitalisierung nicht alleine lassen, forderte Schmidt. Wie beim Digitalpakt Schule brauchen die Berufsbildungswerke ein festes Budget, um eine moderne Reha-Ausbildung auch in Zukunft sicherstellen zu können. Jürgen Dusel wies in diesem Zusammenhang auf das Thema Barrierefreiheit hin, die ein Qualitätsmerkmal für ein modernes Land wie Deutschland sei. „Wenn wir über Digitalisierung in der beruflichen Bildung reden, dann muss das qualitativ so gemacht werden, dass sie barrierefrei ist und alle davon profitieren können“.

Er machte deutlich, dass er bei allen Gesetzen, Verordnungen und Vorhaben, die die Menschen mit Behinderungen betreffen, kraft seines Amts beteiligt werden muss. „Und die Digitalisierung ist ein solch wichtiges Vorhaben“. Bei dem Thema zähle er auf die Expertise der BAG BBW.

Deutlich wurde bei allen Beteiligten die Sorge, dass wegen des Ukraine-Kriegs nun andere wichtige Themen untergehen. „Wenn die Politik die Inklusion in allen Lebensbereichen realisieren möchte, dann braucht es dafür finanzielle Mittel. An der Teilhabe von Menschen mit Behinderung darf nicht gespart werden“, betonte Tanja Ergin. Jürgen Dusel machte klar, dass ihn die BAG BBW hier an ihrer Seite hat. Deshalb habe er auch erneut das Motto „Demokratie braucht Inklusion“ für seine 2. Amtszeit gewählt. „Ziel der Demokratie muss es sein, allen Menschen Teilhabe zu ermöglichen. Es darf niemand zurückgelassen und vergessen werden“, so Dusel.

Weitere Themen waren u.a. die Versorgung und Unterbringung von geflüchteten Menschen mit Behinderung und der Gewaltschutz in Einrichtungen der Behindertenhilfe und Rehabilitation. Die neue Regierungskoalition hat eine ressortübergreifende politische Strategie gegen Gewalt geplant, die die Gewaltprävention und die Rechte der Betroffenen in den Mittelpunkt stellen soll. Diesen Prozess will Jürgen Dusel gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Menschenrechte eng begleiten. Einig war man sich, dass die strategischen Konzepte mit Leben gefüllt werden müssten, um nachhaltige Prävention zu ermöglichen.

Jürgen Dusel sicherte zum Abschluss zu, dass der intensive Austausch weitergeführt werde und dass er die angesprochenen Themen in die Treffen mit den politischen Entscheidern mitnehmen wird. „Wir sind zwar nicht immer in allen Dingen einer Meinung, aber ich stehe an der Seite der BBW“

Ein Wiedersehen mit Jürgen Dusel gibt es bereits am 4.5. beim Netzwerktreffen der Teilnehmendenvertretungen der Berufsbildungswerke. Hier wird er vor 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein Grußwort halten.