Projektabschluss KI.ASSIST Mit Künstlicher Intelligenz Berufliche Reha neu denken 25.03.2022

Insgesamt 9 Berufsbildungswerke, Berufsförderungswerke und Werkstätten für behinderte Menschen haben in ihrer Reha-Praxis verschiedene KI-gestützte Assistenzsysteme gemeinsam mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern erprobt. Als Unternehmen hat sich Airbus am Projekt beteiligt. Ein wichtiger Projektpartner war das Deutsche Institut für Künstliche Intelligenz (DFKI), das die Technologien ausgewertet und die Lern- und Experimentierräume in den Einrichtungen eng begleitet hat.

Praxiseinblicke: AirCrumB im BBW in Berlin

Bei der Abschlusstagung hat das Annedore-Leber-Berufsbildungswerk in Berlin die Tagesstrukturierungs- und Lern-App mit Stimmungstracking „AirCrumb“ vorgestellt. Über mehrere Monate haben sieben Auszubildende aus dem Kaufmännischen Bereich die App erprobt. Fünf Teilnehmende befanden sich in der Ausbildung vor Ort und zwei waren im Praktikum in einem Betrieb. Sie alle hatten die App AirCrumb auf einem vom Projekt zur Verfügung gestellten Smartphone in ihrem Ausbildungsalltag bei sich. Die begleitenden Fachkräfte konnten die Daten des Backends im Dashboard auf ihrem PC einsehen und gezielt individuelle Rückfragen und Inhalte einspeisen.

Christine Gerhardt, Ausbilderin und Teamleiterin, berichtete aus der Praxis der Erprobung im BBW: „Viele fachliche, soziale Inhalte müssen vom Reha-Team bearbeitet werden, um die Anwendung ans Laufen zu bringen. Der Aufwand war groß und damit auch die Erwartungen an die Umsetzung“. Zudem sei die enge Zusammenarbeit mit dem Technologie-Entwickler sehr hilfreich gewesen, um die App für die Reha-Praxis bzw. die besonderen Anforderungen im Ausbildungsalltag anzupassen. Hakan Atmaca, Auszubildender im BBW, schilderte seine Anwendung der App im Ausbildungsalltag: „Die App hat mich bei meiner Tagesstruktur unterstützt. Welche Termine stehen an, was muss heute erledigt werden. Am Nachmittag wurden Fragen zum Tag gestellt, das hat mir bei der Reflexion des Gelernten sehr geholfen. Vor allem mit Blick auf die Prüfungen.“ Insgesamt fiel sein Fazit positiv aus, trotz mancher technischer „Abstürze“.

Ohne eine intensive Konzeptions- und Planungsphase sei die Umsetzung eines LER nicht zu schaffen, ergänzte Jonas Biedermann, Projektreferent der BAG BBW. Deswegen habe es mindestens zwei Schulungen pro Standort gegeben, um die Wissensgrundlagen für alle Beteiligten zu klären und damit die Voraussetzungen für die praktische Anwendung zu schaffen. „Wir haben in einigen Einrichtungen daher mehrere ergänzende Schulungen für das Fachpersonal durchgeführt, um den komplexen Bedarfen der Rehabilitandinnen gerecht zu werden“, so Biedermann. Es gebe mehrere Faktoren, damit die Einführung von Technologien gelingen könne: Die Fachkräfte müssten technische Affinität mitbringen, es sollten ausreichend personelle und infrastrukturelle Ressourcen zur Verfügung stehen und entsprechende Räumlichkeiten bereitgestellt werden.

Fazit und Ausblick

Mit dem Projekt KI.ASSIST wurden neue innovative Wege in der beruflichen Rehabilitation eingeschlagen, die alle Beteiligten als herausfordernd und bereichernd zugleich erlebt haben, insbesondere die Praktiker*innen vor Ort in den Reha-Einrichtungen. Schon frühzeitig hat sich im Projektverlauf angedeutet, dass die Identifikation möglichst passender KI-Technologien für die heterogene Zielgruppe der Menschen mit Behinderungen sowie ihre Anpassung an Barrierefreiheit und die praktische Anwendung viele Herausforderungen mit sich bringt, die Einrichtungen ohne entsprechende Unterstützungen derzeit kaum leisten können. Zudem sind noch nicht viele KI-gestützte Systeme am Markt, die für Menschen mit Behinderungen im beruflichen Alltag fördernd eingesetzt werden können. Hier besteht nicht zuletzt noch Entwicklungsbedarf von Seiten der Unternehmen.

Die Verbundpartner im Projekt wollen vor diesem Hintergrund auf den Ergebnissen von KI.ASSIST aufbauend an dem wichtigen Ziel weiterarbeiten, mehr Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Behinderungen durch KI-gestützte Assistenzsysteme zu fördern. Dafür planen die Partner unter der Leitung des DFKI das Projekt „KI-KOMPASS Inklusiv“, ein Kompetenzzentrum für KI-gestützte Assistenztechnologien und Inklusion im Arbeitsleben. Dieses Kompetenzzentrum soll Menschen mit Behinderungen, Leistungserbringer, Unternehmen und weitere Stakeholder bedarfsorientiert und praxisnah in Bezug auf die Erprobung und Einführung KI-gestützter Assistenztechnologien informieren, beraten und unterstützen. Das Projekt befindet sich noch in der Antragstellung und soll im Falle einer Förderzusage im Herbst 2022 starten.

Den Abschlussbericht mit den Ergebnissen und Empfehlungen aus dem Projekt KI.ASSIST gibt es hier