Mitgliederversammlung 2019 Ein starkes Zeichen für Partizipation
Inklusive Premiere: Am 15. und 16. Mai 2019 tagten die Mitgliederversammlung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke e. V. (BAG BBW) und das Netzwerktreffen der Teilnehmendenvertretungen (TNV) der Berufsbildungswerke zum ersten Mal gemeinsam an einem Ort und setzten damit ein starkes Zeichen für die Partizipation junger Menschen mit Behinderungen. Mit hochrangigen Gästen aus Politik und Wissenschaft wurde insbesondere über das Thema Digitalisierung und die damit verbundenen Herausforderungen und Chancen für die berufliche Rehabilitation diskutiert. Judith Freund aus dem BBW Dresden wurde von den Mitgliedern in den Vorstand der BAG BBW gewählt.
Mehr als 230 Leitungen, Mitarbeitende und Teilnehmende in Berufsbildungswerken folgten am 15. und 16. Mai der Einladung in den Spreespeicher, neben Universal Music direkt am Spreeufer. Auf der Mitgliederversammlung ging es am ersten Tag neben der gemeinsamen Qualitätsentwicklung der Berufsbildungswerke vor allem um Teilhabe am Arbeitsmarkt.
Auf der Podiumsdiskussion am Abend erläuterte Jürgen Dusel, Behindertenbeauftragter der Bundesregierung, dass das Thema seine Amtszeit prägt: „Mein Motto lautet nicht ohne Grund 'Demokratie braucht Inklusion'. Inklusion heißt nicht, dass alle gleich sind, sondern dass alle die gleichen Möglichkeiten haben sollen. Dazu tragen die Berufsbildungswerke wesentlich bei. Sie sind wichtig, wenn es um die Chancengleichheit speziell in der Ausbildung für Menschen mit Behinderungen geht. Sie eröffnen jungen Menschen die Chance, ihren beruflichen Weg zu gehen.“
Peter Clever, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA), meinte auf die Frage, wie mehr Betriebe für die Ausbildung von Menschen mit Behinderungen begeistert werden können: „Viele Unternehmen sind unsicher im Umgang mit Menschen mit Behinderung. Die Initiative 'Einstellung zählt' will dabei helfen, dass diese Berührungsängste abgebaut werden. Die Fähigkeiten der Menschen zählen!“
Tobias Schmidt, Vorsitzender der BAG BBW, ergänzte: „Unser Kerngeschäft ist und bleibt die Unterstützung junger Menschen mit Behinderung. Aber auch Jugendliche und junge Erwachsene ohne Reha-Status, aber mit vielen verschiedenen Teilhabeeinschränkungen, brauchen eine umfassende Unterstützung. Die BBW können ihnen helfen, ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.“
Am zweiten Tag stand das Thema Künstliche Intelligenz (KI) und Digitalisierung im Vordergrund. Prof. Dr. Bertolt Meyer von der TU Chemnitz beleuchtete eindrucksvoll, wie Digitalisierungsprozesse für Menschen mit Behinderungen eine Chance auf gesellschaftliche Teilhabe bieten können. Er warnte gleichzeitig vor dem Risiko, die Inklusionsfrage auf technologische Neuerungen zu reduzieren: „Eine auf technische Hilfsmittel verengte Sichtweise sieht das Problem beim behinderten Menschen. Was wir aber brauchen, ist ein Inklusionsverständnis, das Umwelt und soziale Aspekte nicht aus dem Auge verliert.“
Hier dockt auch das neue Projekt KI.ASSIST von Berufsförderungswerken (BV BFW), Werkstätten (BAG WfbM), Berufsbildungswerken (BAG BBW) und dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) an. In den kommenden drei Jahren werden diese Partner gemeinsam prüfen, wie Assistenzsysteme die berufliche Rehabilitation von Menschen mit Behinderungen verbessern können.
Auf dem Netzwerktreffen der Teilnehmendenvertretungen berichteten Wirtschaftsvertreter aus erster Hand von inklusiven Ausbildungs- und Beschäftigungsmodellen in ihren Unternehmen. Teilnehmende erhielten Informationen, wie sie ihre Chancen auf einen Job bei Unternehmen des ersten Arbeitsmarkts erhöhen können. Neben dem Thema Digitalisierung und Medienkompetenz arbeiteten die Teilnehmenden in einem World-Café zu vielen Themen, wie etwa die Arbeit der Teilnehmendenvertretungen noch besser zu vernetzen, Schulungskonzepte zu initiieren und ein Qualitätsmanagement für TNV einzurichten.