Die Arbeit der Berufsbildungswerke zeigt sich im Erfolg und in der Entwicklung junger Menschen – in ihren persönlichen und beruflichen Geschichten. Was sie während ihrer Zeit im Berufsbildungswerk erlebt und gelernt haben, berichten sie hier selbst.

Marcel Himstedt

Kurz vor dem Abschluss seiner Tischlerausbildung im dritten Lehrjahr steht Marcel Himstedt – ein Meilenstein für den bald 24-Jährigen. Nach mehreren Versuchen auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, fand Marcel schließlich über das Arbeitsamt den Weg in das Berufsbildungswerk im Oberlinhaus in Potsdam. Dort nutzte er die Chancen des geschützten Rahmens und des an seine Einschränkung angepassten Pensums, um seine Fähigkeiten im Tischlerhandwerk weiterzuentwickeln.
Anfänglichen Herausforderungen forderten seine Geduld und Durchhaltevermögen.

Immer dranbleiben, nicht aufgeben

Marcel Himstedt Ausbildung im BBW Potsdam

Doch gerade in diesen Herausforderungen fand er seine Stärke. Seine Motivation schöpft er nicht nur aus der Freude an der Arbeit mit Holz – ein Werkstoff, der ihn durch seine Lebendigkeit fasziniert – sondern auch aus einer langen Familientradition: Bereits sein Urgroßvater war Tischler.

Marcel schätzt besonders die Unterstützung im BBW. Psychologische Betreuung, kleine Klassen und ein selbst strukturierter Alltag in der Verselbstständigungs-Wohnform ganz in der Nähe vom Berufsbildungswerk halfen ihm, seine persönliche Entwicklung voranzutreiben. Nachdem er vor seiner Zeit im BBW schwierige Phasen durchlebte, lernte er es besonders zu schätzen „im BBW immer einen Rückhalt durch die Betreuer und Sozialpädagogen gehabt zu haben.“

Heute blickt Marcel auf eine Zeit zurück, in der er nicht nur ein Handwerk erlernt hat, sondern auch erkennt: „Ich mache das wirklich nur für mich.“ Darüber hinaus betont er, dass er nach einer rebellischen Jugend im BBW die Chance hatte, eigenständig erwachsen zu werden.

Philine Sturm

23 Jahre alt und aus Halle, hat ihre Leidenschaft für Fußball und Farbtechnik erfolgreich kombiniert. Ihr Weg zum Erfolg führte sie über das Berufsbildungswerk Leipzig, das für sie eine wichtige Rolle spielte. Auf ihrer Schule, dem Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte „Albert Klotz“, hatte sie vom BBW Leipzig und seiner Spezialisierung auf Hören, Sprache und Kommunikation gehört. Philine ist schwerhörig und trägt Hörgeräte. Ein Ausflug mit den Eltern auf den Campus nach Knauthain konnte überzeugen.

Ohne das Berufsbildungswerk wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin

Philine Sturm ausgebildet im BBW Leipzig

2018 begann sie dort mit einer Berufsvorbereitenden Maßnahme und testete zunächst den Bereich Zahntechnik. Nach einem Praktikum entschied sie sich jedoch für die Farbtechnik. 2019 startete sie ihre Ausbildung zur Malerin und Lackiererin. Sie zog in eine Außenwohnung des Internats und verbesserte ihre Sprachfähigkeiten.
Unterstützt durch logopädische Hilfe wuchs ihr Wortschatz, und sie konnte problemlos mit hörenden und gehörlosen Freunden kommunizieren. Eine Entwicklung, die ihr auch schulisch und beruflich enorm weiterhalf. Die Pandemie stellte sie vor Herausforderungen, besonders die Prüfungsangst vor der Zwischenprüfung. Dank der Unterstützung ihrer Lehrkräfte und Case Managerin überwand sie die Hürde. 2022 schloss sie ihre Ausbildung erfolgreich ab. Heute arbeitet Philine als Malerin in einer Renovierungsfirma und ist zudem als Prüferin für die Handwerkskammer zu Leipzig tätig. Mit 21 Jahren wurde sie eine der jüngsten Prüferinnen der Kammer. Fußball ist ihre große Leidenschaft. Seit ihrem dritten Lebensjahr spielt sie und wurde 2014 in die deutsche gehörlose Frauen-Nationalmannschaft im Futsal berufen. Philine plant, irgendwann in den Fachbereich zurückzukehren – dann jedoch als Ausbilderin im BBW. Die Bewerbung ist bereits raus.

Tobias Müller

Selbstständigkeit und Unabhängigkeit sind für Tobias Müller wichtig. Dazu gehört eigenes Geld zu verdienen und das Leben selbstständig organisieren zu können. All das hat der Kaufmann für Büromanagement im Berufsbildungswerk Timmendorfer Strand gelernt.

Seine Ausbildung hat Tobias Müller im Bugenhagen Berufsbildungswerk Timmendorfer Strand gemacht und im Frühjahr 2024 erfolgreich abgeschlossen. Dieser Erfolg war für ihn nicht selbstverständlich. Seit seiner Geburt ist der Lübecker halbseitig gelähmt, Hör- und Sehvermögen sind eingeschränkt. In seiner früheren Förderschule trauten ihm die Lehrer keinen Job auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu, sie empfahlen den Wechsel in eine Werkstatt für behinderte Menschen.

Das Berufsbildungswerk hat mir neue Türen geöffnet. Durchgegangen bin ich alleine.

Tobias Müllerausgebildet im BBW Timmendorfer Strand

Doch Tobias Müller wollte seinen eigenen Weg gehen und hat erst den Hauptschulabschluss und danach den Realschulabschluss gemacht. Anschließend hat ihm die Bundesagentur für Arbeit eine Ausbildung im BBW Timmendorfer Strand vorgeschlagen. Nach der Berufsvorbereitung kannte er seine Stärken und in welchem Beruf er diese gut einsetzen kann. Er entschied sich für eine Fachpraktikerausbildung im kaufmännischen Bereich. Ihm gelang der Wechsel in die Vollausbildung, die er ebenfalls erfolgreich abschloss.

Es brauchte nicht viele Bewerbungen bis der frisch gebackene Kaufmann für Büromanagement auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt seinen ersten Job antreten konnte. Tobias Müller arbeitet heute bei der IHK in Lübeck und ist dort Kundenbetreuer. In seinem neuen Team und mit seinen Aufgaben fühlt er sich wohl. „Ich bin mit meinem Weg sehr zufrieden. Das Berufsbildungswerk hat mir neue Türen geöffnet. Durchgegangen bin ich alleine.“